Knittelkarspitze über den Reuttener Höhenweg
10. Juli 2022
Die übliche Anstiegsroute auf die Knittelkarspitze geht ja bekanntermaßen von Namlos im Lechtal aus. Diesmal pack mer se aber von hinten, die Knittelkarspitze, sprich in diesem Fall über den Reuttener Höhenweg, der uns an dem Tag gleich über mehrere Gipfel, nämlich das Galtjoch sowie die Vordere und Hintere Steinkarspitze zu unserem Ziel führen soll. Die angesichts der für den 10. Juli katastrophalen Wettervorhersage – Nebel und Dauerregen – schier unglaubliche Anzahl von 10 unerschrockenen Teilnehmern macht sich also in aller Herrgottsfrüh in Steingaden auf, um wenig später in Rauth bei Berwang den Aufstieg zur Reuttener Hütte zu beginnen. Rückblickend war der Bergsommer 2022 ja einer der heißesten und sonnenscheinreichsten Sommer seit Aufzeichnungsbeginn, aber heuer habe ich gefühlt die einzigen drei verregneten Sonntage des ganzen Sommers als Tourentage ausgewählt, und so auch dieser. Da bleibt nur noch der schwache Trost übrig, wenigstens nicht als „Schönwetterbergsteiger“ zu verkommen! Aber zurück zur Reuttener Hütte, denn hier wartet schon die erste Überraschung des Tages auf uns: Da wir zur Frühstückszeit um 8 Uhr dort dem ersten Regenschauer unterm Vordach zu entgehen versuchen, werden wir gleich von den dort in der Selbstversorgerhütte verbliebenen Übernachtungsgästen auf zwei Flaschen Rotwein, die sie – verständlicherweise – nicht mehr ins Tal tragen wollen, eingeladen. Also dann, prost! Nach unserem gelungenen Frühschoppen, wir konnten uns das Wetter leider nicht schön genug trinken, geht’s über Almwiesen bergan zum Galtjoch, wo wir auch gleich von einer ziemlich unfreundlichen Herde wildgewordener Kühe recht ungestüm begrüßt werden. Nachdem deren Anführerin ihre Drohgebärden recht direkt gegen einige Teilnehmer der Gruppe gerichtet hatte, half da nur noch ein recht grober Stockeinsatz, um größeres Unheil von unserer Gruppe abzuhalten. Am Schluss hieß es 1:0 für uns und wir konnten unseren Weg Richtung Galtjoch, wenn auch mit erhöhtem Adrenalinspiegel, fortsetzen. Dort oben angelangt, fing es dann mal richtig an zu regnen und die Orientierung bei ca. 10m Sichtweite in unbekanntem, weglosem Gelände mit 10 Teilnehmern im Nacken wurde zunehmend heikel. Nach einer kurzen Erkundungstour ohne den Rest der Gruppe war die weitere „Wegführung“ dann jedoch klar und wir erreichen nach einigen seilversicherten Passagen und einer längeren Leiter immer am Grat entlang zunächst die Vordere und später die Hintere Steinkarspitze. Angeblich soll das Gelände dort oben recht ausgesetzt sein, davon haben wir im dichten Nebel jedoch, zur angenehmen Überraschung des ein oder anderen Teilnehmers, recht wenig mitbekommen.
Das letzte Stück des Grates zur Knittelkarspitze überwinden wir unter Verlust des uns bis dahin noch verbliebenen restlichen Orientierungssinnes recht problemlos – an einem Grat gibt’s ja zum Glück nur zwei Richtungen. Der Grat zieht sich jedoch noch ziemlich in die Länge, so dass manche schon gar nicht mehr an einen Gipfelerfolg glauben wollen, als plötzlich, praktisch aus dem Nichts, das Gipfelkreuz der Knittelkarspitze vor uns auftaucht. Geschafft! Und das Wetter hat sogar auch noch mitgespielt, der Regen hatte aufgehört und wir können, wenn auch ohne Sicht, sogar eine längere Brotzeitpause einlegen. Die Unternehmung war ja als Rundtour geplant und so steigen wir auf recht steilem Pfad ins Steinkar hinab, das wir, wiederum teilweise weglos durchqueren. Begleitet von einer recht großen Rotwildherde im unteren Teil des Steinkares bringen wir den restlichen Teil des Weges bis hinaus zu unserem Ausgangspunkt am Rotlech in Rauth hinter uns. Insgesamt kann man sagen war dieser Sonntagsausflug in die Liegfeistgruppe ein doch recht ereignisreicher Tag, der allen, die dabei waren noch recht lange in Erinnerung bleiben dürfte. Und wie immer endet ein Tourentag der Ortsgruppe Steingaden auch an diesem Sonntag mit einer zünftigen Einkehr nach Dienstschluss, die uns diesmal, wie auch schon öfters zuvor, in die altehrwürdigen Rimmlstuben von Rinnen führt, wo wir den Tag Revue passieren lassen. Insgesamt wieder ein saulustiger Tourentag, von dem jeder was mit heimnimmt!
Organisation: Niko Fischer