Tagestour auf die Höfats (2259m) am 18. September 2021

Inspiriert von einer Bike&Hike-Tour ins Dietersbachtal vor mehr als 1 Jahr und auf besonderen Wunsch einer Teilnehmerin, haben wir heuer auch die Höfats ins Programm aufgenommen. Abgesehen davon ist dieser prominente und doch nicht ganz einfach zu besteigende Gipfel ein absolut lohnenswertes Ziel für den sicheren Bergsteiger, vorausgesetzt, die Wetterverhältnisse passen. Und das taten sie an diesem Samstag, so dass wir die Tour insgesamt zu neunt von Steingaden aus starten konnten. Am P1, dem nördlichsten Parkplatz am Ortsrand von Oberstdorf (810m), werden die Räder startklar gemacht und es geht durchs Dorf und der Trettach entlang bis zum Talausgang des Dietersbachtales. Dort sind dann einige recht unvermittelt ansteigende Höhenmeter hinauf bis nach Gerstruben (1155m), einem kleinen, sehr idyllisch gelegenen Bergdörfchen, zu machen. Danach geht’s in recht gemütlicher, auch für den Gelegenheitsradler zu bewältigender Steigung weiter das Dietersbachtal hinauf bis zur gleichnamigen Alpe im Talschluss. Links von uns bauen sich bereits die grasbewachsenen Steilsthänge unseres Tageszieles auf, wir steigen jedoch zunächst auf normalem markiertem Weg in den Älpelesattel (1789m) auf, wo wir noch eine gemütliche Frühstückspause in der Morgensonne einlegen. Von hier ab wird’s interessanter, vor allem, weil der Gipfelgrat, der zunächst noch ein breiterer Rücken ist, immer schmäler und steiler wird, bis wir kurz vor dem Gipfel an eine Stelle kommen, an der man erstmal überlegen muss, ob man noch richtig ist. Nach ca. 5 min überlegen und nachdem keine leichtere Umgehung dieser ausgesetzten Kletterstelle zu finden ist, bleibt also nichts anderes übrig als die direkte Überkletterung des Grates. Klettertechnisch ist die Stelle mit II bewertet und objektiv betrachtet völlig unkritisch, allein die ungemeine Ausgesetztheit macht die Stelle recht geschmackig, links und rechts pfeifts halt mal mehrere hundert Meter so gut wie senkrecht runter.

Trotzdem hat (fast) die komplette Gruppe die Stelle gemeistert und so können wir unsere Mittagspause in der Sonne am Gipfel genießen. Außer uns ist gerade noch eine einzige weitere Person an diesem wunderbaren Tag am Gipfel, was mich fast schon gewundert hat. Um nicht den gleichen Weg zurück nehmen zu müssen, wählen wir als Abstiegsvariante die sogenannte Höfatswanne, eine äußerst steile Grasflanke am SO-Hang der Höfats. Dort kommt man an dem berühmten Bergwachthüttchen vorbei, welches in den 50er Jahren aufgestellt wurde, um die Edelweißdiebe zu stellen. Die hatten hier auch genügend Gelegenheit, die jetzt geschützte Alpenblumen zu pflücken. Ich hab noch nie so viele Edelweiß auf einem Platz gesehn, man könnte sie buchstäblich „mit der Sense eimähen“. Der Abstieg bis zum Bergwachthüttchen läuft auf einer sehr dürftigen Pfadspur, welche volle Konzentration erfordert. Man hat das Gefühl, man könnte auf das Dach der 300m weiter unten gelegenen Hütte spucken, so steil fällt das Gelände ab. Nach einer kurzen Rast geht’s gleich weiter und wider Erwarten lehnt sich das Gelände nicht zurück, sondern man steigt, man könnte sagen, bis runter zum Fahrweg in anhaltend steilem Gelände ab, mal links, mal rechts querend. Nach 3-stündigem konzentriertem Abstieg erreichen wir endlich wieder die Dietersbachalpe, auf der die erste Einkehr nach der Tour auf dem Programm steht. Die Abfahrt ins Tal, vorbei an den sonnengebräunten Holzfassaden der Häuser von Gerstruben bis nach Oberstdorf rein ist ein reiner Genuss und eine Erholung für die abstiegsgeplagten Kniescheiben. Alles in allem kann man sagen ist diese Rundtour bei trockenen und sicheren Verhältnissen absolut empfehlenswert. Es könnte jedoch angedacht werden, die Tour in umgekehrter Richtung anzugehen, da dann der Abstiegsweg weniger steil und ausgesetzt ist, was meistens im Aufstieg leichter gemeistert werden kann. In der Oberstdorfer Fußgängerzone und damit im Gewimmel der Zivilisation angekommen, können wir den Verlockungen der Eisdielen nicht widerstehen und kehren sozusagen das zweite mal ein. Wir haben an dem Tag sogar einen neuen Einkehrrekord aufgestellt: Zuhause in Steingaden angekommen gings dann noch bis spät abends in die Klosterschänke, um den Tag gebührend ausklingen zu lassen.

Niko Fischer