Tagestour der Ortsgruppe Steingaden auf den Hochvogel (2592 m) am 9. August 2020

Am Sonntag, den 9. August 2020 stand auf dem Tourenprogramm unserer Ortsgruppe Steingaden ein echter Klassiker in unserer näheren Umgebung an, nämlich der 2592 m hohe Hochvogel, der zu den östlichen Allgäuer Alpen zählt. Dementsprechend meldete sich auch eine beinahe rekordverdächtige Anzahl von 9 Teilnehmern zur Tour an, die sich Sonntagmorgens um 7 Uhr am Feuerwehrparkplatz in Steingaden trafen. Ehrlichgesagt zählt der Hochvogel auch zu den Bergen, die in keinem Tourenbuch in unseren Breiten fehlen dürfen. Nicht nur durch seine Höhe, sondern vor allem dadurch, dass der Berg relativ frei zwischen den Allgäuer und Lechtaler Alpen steht, ist eine grandiose Rundumsicht garantiert, vorausgesetzt, das Wetter spielt mit. Und das tat es an diesem Sonntag! Bereits von der früh weg strahlte die Sonne vom Himmel und daran änderte sich auch den restlichen Tag nichts. Umso verwunderlicher schien es uns, dass wir bis kurz vor dem Gipfel nicht einen einzigen Menschen antrafen. Obwohl der Wetterbericht, wie fälschlicherweise so oft, schon seit Tagen vor einer Hitzewelle und Unwettern warnte, erleben wir einen wunderbaren Bergsommertag mit richtig angenehmen Temperaturen. Los geht´s in Hinterhornbach (1101 m), einem kleinen Bergdorf im hintersten Tal des Hornbaches (aha, daher wohl der Name!), einem westlichen Seitental des Lechtales. Dieser Stützpunkt ist einer von zwei Anstiegsvarianten auf den Hochvogel, die andere, weitaus längere Variante geht von Hinterstein aus über das Prinz-Luitpold-Haus und ist als Tagestour auch wegen des weiteren Anfahrtsweges ziemlich lang oder besser gesagt fast zu stressig. Von Hinterhornbach steigen wir durch Bergwald und Schrofengelände hinauf bis zum Fuchsensattel (2039 m) und lassen dabei den Bäumenheimer Weg sprichwörtlich links liegen, da dieser bekanntlich ja wegen des (bevorstehenden) Bergsturzes, der vom Gipfel des Hochvogel her droht, gesperrt ist. „Bevorstehend“ deshalb in Klammern, da die Felsspalte am Gipfel in den letzten 15 Jahren zwar zu einer beachtlichen Breite von teilweise bis zu 5 Metern angewachsen ist, aber wenn man geologische Zeiträume als Maßstab ansetzt, es doch möglicherweise noch einige hundert Jahre dauern kann, bis dieser gewaltige Bergsturz dann doch mal runterkommt. Schau mer mal, vielleicht derleb mer des ja doch no. Der weitere Weg vom Fuchsensattel führt uns nach kurzem Abstieg ins Fuchsental ab hier in Geröll und später über ein beachtliches Altschneefeld, welches uns trotz Spuren höchste Konzentration abverlangt, in den kalten Winkel, einem nordostseitig gelegenen Hochkar unter dem Gipfelaufbau des Hochvogels. Am oberen Rand des Altschneefeldes angelangt (2283 m) folgen noch gut 300 Höhenmeter am Gipfelaufbau welcher über den Nordwestgrat ersteigen wird. Hier ist Trittsicherheit und desöfteren auch Schwindelfreiheit gefragt, was für unsere starke Truppe jedoch kein Problem darstellt. Nach 4,5 Stunden erreichen wir um die Mittagszeit den Gipfel und unsere Freude über das gewaltige Panorama wird noch gesteigert, als wir vier weitere Steingädner AV-ler dort zufallsweise antreffen. So war der Hochvogelgipfel an diesem Tag zeitweise fest in der Hand von 14 Steingädnern, wobei außer uns kein anderer mehr da war. Die großartige Aussicht reicht über alle benachbarten Berggruppen der Allgäuer, Tannheimer und Lechtaler Alpen hinweg bis hinüber zu Wetterstein und Mieminger Kette und sogar die vergletscherten Hauptkammgipfel des Ötz- und Pitztales schauen heraus. Klar, dass man von einem Berg, den man von überall sieht (was beim Hochvogel u.a. durch seine charakteristische Pyramidenform wie bei keinem anderen Berg der Fall ist), auch überall hin sehen kann! Nach einer ausgiebigen Mittagsrast von über einer Stunde treten wir den Rückweg auf der gleichen Route an. Eine Rundtour, die sich bei Besteigung über den Klettersteig am Bäumenheimer Weg anbietet fällt aufgrund der Wegsperrung leider flach, aber der Wermutstropfen ist ziemlich schnell wieder verdaut, nachdem wir auf unserem Rückweg auf dem Altschneefeld einen 50€-Schein direkt neben der Spur finden, den wohl jemand vor uns verloren haben muss. Dem edlen „Spender“ sei hiermit gleich mal herzlich gedankt, denn die erste Runde Getränke bei unserer späteren Einkehr ist somit schon gesichert. Dies bringt uns gleich zum nächsten Thema des Tages, dem Einkehrschwung am Ende der Tour, welcher in der Ortsgruppe schon immer neben der Tour selbst zum Pflichtprogramm des Tages gehört hat, zumindest solange der Autor des Berichts die Touren führt. Nachdem alle heil wieder in Hinterhornbach angelangt sind, haben sich alle die Brotzeit, beim ein oder anderen wird sogar ein Dreigängemenü daraus, redlich verdient, sind es doch (mit Gegenanstiegen) um die 1700 Höhenmeter Anstieg und natürlich auch wieder Abstieg, die an dem Tag zu bewältigen sind, was wir an diesem Sonntag in ca. 10 Stunden (incl. Pausen) geschafft haben. Gleich am Wegende in Hinterhornbach lädt eine Gastwirtschaft zur Einkehr ein, die an dem Sonntagabend jedoch vollständig ausgebucht ist und wir uns eine andere Einkehr suchen müssen. Aber auch dieser Zufall erweist sich im Nachhinein als absoluter Glücksgriff und so verschlägt es uns in den Gasthof „Alpenrose“ am Ortseingang (oder -ausgang, je nachdem von welcher Seite man kommt) von Hinterhornbach. Obwohl die Internetbewertungen des Gasthofes sehr gemischt sind, sei vorweg schon gleich erwähnt, dass sich ein Besuch in der „Alpenrose“ auf jeden Fall rentiert, nicht nur wegen des wirklich sehr guten Essens, sondern auch wegen der zugegebenermaßen etwas eigenwilligen Art der Bedienung im Umgang mit den Gästen, was uns einen ziemlich erheiterten Abend beschert hat, aber mehr wird jetzt nicht verraten, am besten selbst vorbeischauen!

 

Niko Fischer