12. – 13. September 2020: Zweitagestour auf den Schrankogel (3497m) in den Stubaier Alpen

Trotz der bereits fortgeschrittenen Jahreszeit haben wir uns für dieses Wochenende gewagt, ein doch recht ambitioniertes Ziel anzugehen, nämlich den knapp 3500m hohen Schrankogel in den Stubaier Alpen, ist dieser Gipfel doch ohne Gletscherberührung auch für den konditionsstarken und trittsicheren „Normalbergsteiger“ relativ einfach zu erreichen. Und wir wurden mit einem strahlenden Spätsommerwochenende dafür belohnt. Eine geradezu rekordverdächtige Anzahl von Teilnehmern (12) hatte sich für das Wochenende angemeldet und ebenso rekordverdächtig fit war unsere Truppe, die aus Teilnehmern im Alter zwischen 9 (!) und gut 50 Jahren bestand. Als Eingehtour wählten wir am ersten Tag nach dem Hüttenaufstieg gleich noch den 2795m hohen Sulzkogel, welcher von der Amberger Hütte in eineinhalb Stunden zu erreichen ist. Nach einem geselligen Hüttenabend brechen wir zu neunt am Sonntagmorgen auf, um gegen die Mittagszeit nach 3,5 h Aufstieg den Gipfel inmitten der Gletscherwelt der Stubaier Alpen zu erreichen. Trotz Gletscherrückgang hat es mich doch verwundert, wie stark vergletschert dieser Teil der Ostalpen immer noch ist und so können wir uns fast nicht losreißen von der Aussicht, die man von dort oben hat. Als Abstiegsweg wählen wir den Ostgrat, der genauso wie der Südwestgrat absolute Trittsicherheit und hier und da auch leichten Klettereinsatz erfordert, um den Gipfelsieg zuletzt noch mit einem Bad im Schwarzenbergsee, einem kleinen Bergsee am Rande der Seitenmöräne des Schwarzenbergferners, auszukosten. Zurück auf der Amberger Hütte empfangen wir die restlichen drei Teilnehmer wieder, welche an dem Tag zur Gletscherzunge des Sulztalferners im hintersten Talgrund aufgestiegen sind. Es sollte noch unbedingt Erwähnung finden, dass ich selten ein so freundliches und ambitioniertes Hüttenteam erlebt habe, wie dort auf der Amberger Hütte. Vielen Dank noch einmal für Alles! Und so können wir glücklich und zufrieden am Sonntagabend die Heimreise antreten, den Kopf wieder mal voller Erlebnisse und Erinnerungen an ein tolles Wochenende!

Bike and Hike Tour auf die Dremelspitze (2.733m)

Am Samstag den 05.09.20 trafen wir uns um 6 Uhr früh an der Tankstelle in Trauchgau und fuhren   zu sechst mit zei Fahrzeugen nach Boden im Lechtal. Zu Beginn der Fahrt, als es noch ziemlich dunkel war, konnten wir durch den Anblick des Sternenhimmels schon erahnen, dass dies wettertechnisch ein perfekter Berg-Tag werden würde. In Boden angekommen packten wir die Räder aus den Autos und es ging gleich in knackiger, aber nur kurzer Steigung in Richtung Materialseilbahn der Hanauer-Hütte.

Dort wurden die Räder verschlossen und wir machten uns an den Aufstieg zur westl. Dremelscharte. Dieser führte uns vorbei am Einstieg des Klettersteigs zur Hanauer-Hütte und nach ca. 45 Minuten an Selbiger. Nach einer kurzen Pause und einem Studium der umliegenden Gipfel und Anstiege, gingen wir weiter in Richtung westl. Dremelscharte. Dazu folgten wir dem Weg in Richtung Steinseehütte.

Als wir an der Dremelscharte ankamen, pausierten wir nochmals kurz und machten uns fertig für die Kletterei zu Gipfel. Dabei wurden die Kletterhelme aufgesetzt und die Stöcke im Rucksack verstaut. Schon am Einstieg sahen wir einige Rucksack-Depots von vorrausgehenden Bergsteigern was uns einen Schrecken einjagte, da wir dadurch schon auf mind. 11 Bergsteiger schließen konnten mit denen wir den Berg an diesem Tag teilen sollten. Aber schon auf den ersten Klettermetern kamen uns immer wieder Absteigende oder Umdrehende entgegen, sodass wir die Sache immer entspannter ansehen konnten. Es war wahrlich ein Genuss, bei diesem tollen Wetter und den warmen Felsen, in Kombination mit den tollen Tiefblicken zum Steinsee, diesen Berg zu erklettern. Bei dem langen Aufstieg bis zum Gipfelkreuz galt es auch die eine oder andere Schlüsselstelle zu meistern, was alle Teilnehmer mit Bravour taten und sich auch gegenseitig halfen, bzw. sich gegenseitig beratend zur Seite standen, wie die jeweilige Crux am besten gemeistert werden könne. Als wir am Gipfelkreuz ankamen, waren zwar 7 Bergsteiger gerade bei der Gipfelrast, aber diese waren nach ca. einer viertel Stunde damit fertig und steigen ab. Somit hatten wir den Gipfel für eine ganze Weile für uns alleine und konnten tolle Gipfelbilder machen.  Erst als doch noch einige andere Bergsteiger kamen, machten wir uns an den Abstieg. Oberste Prämisse war, keine losen Steine loszutreten, da wir aufsteigende Bergfreunde von oben ausmachen konnten. Somit steigen wir konzentriert und mit Bedacht ab bis zur Dremelscharte. Dort gab es wieder eine kurze Rast und wir fuhren von dort über Geröllfelder ab in Richtung Hanauer-Hütte. Hier machten wir auch unseren Einkehrschwung des Tages. Auf der Sonnenterrasse ließen wir uns das Essen und das kühle Bier bei bester Geselligkeit schmecken. Da der Tag dann doch schon weit vorangeschritten war, machten wir uns aber auch schon bald wieder auf, um unsere Tour zu vollenden. Wir stiegen recht flott bis zu den Rädern ab und freuten uns, dass wir nun rollender weise zum Auto kamen. Bei unserer Heim-Fahrt gab es ebenfalls keinerlei Probleme, denn die Verkehrssituation war richtig entspannt, trotz Ferienende der Bayern.

Von meiner Seite kann ich nur sagen, eine Führungstour wie man sie sich wünscht.

Eine tolle Gruppe, bestes Wetter und ein geniales Ziel.

Vielen Dank fürs Mitgehen!!!

Timo Heinzinger

 

 

Seniorentour auf den Laber

Di, 1. September 2020 – Laber

Der Regen kam langsam aber stetig und so machten sich nur 4 Unerschrockene auf, dem Laber aufs Haupt zu steigen. Der geplante Weg über den Schartenkopf wurde jedoch verworfen und bei angeregter Unterhaltung in gemütlichem Tempo an der Soier Alm vorbei die Bergstation des Laber erreicht. Leicht durchfeuchtet aber gut gelaunt schmeckte das Essen, bevor die Bergbahn den gemütlichen Abstieg vollendete, Schee wars.

Bike and Hike-Tour auf den Hohen Straußberg

Bis zum Freitag vor der Tour herrschten bei uns hochsommerliche Temperaturen von bis zu 34° und der Himmel war blau. Doch die Vorhersage für Samstag, war eine mittags aufkommende Kaltfront mit Gewitter und starkem Niederschlag und im weiteren Verlauf für Sonntag, wolkenverhangenem Wetter.

Nachdem sich 8 Personen für die eigentliche Tour auf die Holzgauer Wetterspitze angemeldet hatten, wollte ich äußerst ungern die Tour absagen und entschied kurzfristig, die trockenen prognostizierten Vormittagsstunden zu nutzen, um den  Hohen Straußberg in den heimischen Bergen als Bike and Hike-Tour in Angriff zu nehmen. Somit entfiel die Zeit der Anfahrt, was an diesem Tag eine wichtige Rolle spielen könnte.

Wir trafen uns bereits um 6:00 Uhr am Kenzenparkplatz mit den Rädern und fuhren bis zum Ende des Lobentals, bzw. ins Schneetal. Dort deponierten wir unsere Drahtesel und gingen auf den Branderfleck. Umsichtig und leise gingen wir, mit der Hoffnung, ein paar Steinböcke zu sehen, was uns aber leider verwehrt blieb.

Weiter zum Ahornsattel und über den Settele-Steig ging es in die steile Nordflanke des Straußbergs, über die nur leichte Trittspuren bis zum Gipfel führen.  Am Gipfel angekommen konnten wir uns einen besseren Überblick vom Wetter verschaffen und behielten uns vor, evtl. am Rückweg die Ahornspitze mitzunehmen. Nach einer kurzen Rast und dem studieren der umliegenden Berge und Hütten, gingen wir den Abstieg an, um möglichst bei noch trockenen Verhältnissen die Nordflanke zu passieren. Im weiteren Verlauf versprach das Wetter zu halten und auch noch die Ahornspitze konnte von uns bestiegen werden. Dort verweilten wir nun eine längere Zeit, da wir uns sicher waren, dass es sich bis zum Ende der Tour trocken ausgehen müsste. An den Rädern wieder angekommen wurden  vom einen oder anderen die Schuhe getauscht und es ging zurück zum Kenzenparkplatz.

Auf eine Einkehr verzichteten wir, da die meisten mit dem Rad angereist waren und auch noch Ihren Heimweg trocken hinter sich bringen wollten. Eine Stunde nach meiner Heimkehr kam ein heftiges Gewitter mit sehr starkem Regen…

Fazit: Alles richtig gemacht!

Ich bedanke mich bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern, es war trotz dem Alternativ-Ziel eine gelungene Bike and Hike-Tour und hat wiedermal großen Spaß gemacht.

Timo Heinzinger

 

Tagestour der Ortsgruppe Steingaden auf den Hochvogel (2592 m) am 9. August 2020

Am Sonntag, den 9. August 2020 stand auf dem Tourenprogramm unserer Ortsgruppe Steingaden ein echter Klassiker in unserer näheren Umgebung an, nämlich der 2592 m hohe Hochvogel, der zu den östlichen Allgäuer Alpen zählt. Dementsprechend meldete sich auch eine beinahe rekordverdächtige Anzahl von 9 Teilnehmern zur Tour an, die sich Sonntagmorgens um 7 Uhr am Feuerwehrparkplatz in Steingaden trafen. Ehrlichgesagt zählt der Hochvogel auch zu den Bergen, die in keinem Tourenbuch in unseren Breiten fehlen dürfen. Nicht nur durch seine Höhe, sondern vor allem dadurch, dass der Berg relativ frei zwischen den Allgäuer und Lechtaler Alpen steht, ist eine grandiose Rundumsicht garantiert, vorausgesetzt, das Wetter spielt mit. Und das tat es an diesem Sonntag! Bereits von der früh weg strahlte die Sonne vom Himmel und daran änderte sich auch den restlichen Tag nichts. Umso verwunderlicher schien es uns, dass wir bis kurz vor dem Gipfel nicht einen einzigen Menschen antrafen. Obwohl der Wetterbericht, wie fälschlicherweise so oft, schon seit Tagen vor einer Hitzewelle und Unwettern warnte, erleben wir einen wunderbaren Bergsommertag mit richtig angenehmen Temperaturen. Los geht´s in Hinterhornbach (1101 m), einem kleinen Bergdorf im hintersten Tal des Hornbaches (aha, daher wohl der Name!), einem westlichen Seitental des Lechtales. Dieser Stützpunkt ist einer von zwei Anstiegsvarianten auf den Hochvogel, die andere, weitaus längere Variante geht von Hinterstein aus über das Prinz-Luitpold-Haus und ist als Tagestour auch wegen des weiteren Anfahrtsweges ziemlich lang oder besser gesagt fast zu stressig. Von Hinterhornbach steigen wir durch Bergwald und Schrofengelände hinauf bis zum Fuchsensattel (2039 m) und lassen dabei den Bäumenheimer Weg sprichwörtlich links liegen, da dieser bekanntlich ja wegen des (bevorstehenden) Bergsturzes, der vom Gipfel des Hochvogel her droht, gesperrt ist. „Bevorstehend“ deshalb in Klammern, da die Felsspalte am Gipfel in den letzten 15 Jahren zwar zu einer beachtlichen Breite von teilweise bis zu 5 Metern angewachsen ist, aber wenn man geologische Zeiträume als Maßstab ansetzt, es doch möglicherweise noch einige hundert Jahre dauern kann, bis dieser gewaltige Bergsturz dann doch mal runterkommt. Schau mer mal, vielleicht derleb mer des ja doch no. Der weitere Weg vom Fuchsensattel führt uns nach kurzem Abstieg ins Fuchsental ab hier in Geröll und später über ein beachtliches Altschneefeld, welches uns trotz Spuren höchste Konzentration abverlangt, in den kalten Winkel, einem nordostseitig gelegenen Hochkar unter dem Gipfelaufbau des Hochvogels. Am oberen Rand des Altschneefeldes angelangt (2283 m) folgen noch gut 300 Höhenmeter am Gipfelaufbau welcher über den Nordwestgrat ersteigen wird. Hier ist Trittsicherheit und desöfteren auch Schwindelfreiheit gefragt, was für unsere starke Truppe jedoch kein Problem darstellt. Nach 4,5 Stunden erreichen wir um die Mittagszeit den Gipfel und unsere Freude über das gewaltige Panorama wird noch gesteigert, als wir vier weitere Steingädner AV-ler dort zufallsweise antreffen. So war der Hochvogelgipfel an diesem Tag zeitweise fest in der Hand von 14 Steingädnern, wobei außer uns kein anderer mehr da war. Die großartige Aussicht reicht über alle benachbarten Berggruppen der Allgäuer, Tannheimer und Lechtaler Alpen hinweg bis hinüber zu Wetterstein und Mieminger Kette und sogar die vergletscherten Hauptkammgipfel des Ötz- und Pitztales schauen heraus. Klar, dass man von einem Berg, den man von überall sieht (was beim Hochvogel u.a. durch seine charakteristische Pyramidenform wie bei keinem anderen Berg der Fall ist), auch überall hin sehen kann! Nach einer ausgiebigen Mittagsrast von über einer Stunde treten wir den Rückweg auf der gleichen Route an. Eine Rundtour, die sich bei Besteigung über den Klettersteig am Bäumenheimer Weg anbietet fällt aufgrund der Wegsperrung leider flach, aber der Wermutstropfen ist ziemlich schnell wieder verdaut, nachdem wir auf unserem Rückweg auf dem Altschneefeld einen 50€-Schein direkt neben der Spur finden, den wohl jemand vor uns verloren haben muss. Dem edlen „Spender“ sei hiermit gleich mal herzlich gedankt, denn die erste Runde Getränke bei unserer späteren Einkehr ist somit schon gesichert. Dies bringt uns gleich zum nächsten Thema des Tages, dem Einkehrschwung am Ende der Tour, welcher in der Ortsgruppe schon immer neben der Tour selbst zum Pflichtprogramm des Tages gehört hat, zumindest solange der Autor des Berichts die Touren führt. Nachdem alle heil wieder in Hinterhornbach angelangt sind, haben sich alle die Brotzeit, beim ein oder anderen wird sogar ein Dreigängemenü daraus, redlich verdient, sind es doch (mit Gegenanstiegen) um die 1700 Höhenmeter Anstieg und natürlich auch wieder Abstieg, die an dem Tag zu bewältigen sind, was wir an diesem Sonntag in ca. 10 Stunden (incl. Pausen) geschafft haben. Gleich am Wegende in Hinterhornbach lädt eine Gastwirtschaft zur Einkehr ein, die an dem Sonntagabend jedoch vollständig ausgebucht ist und wir uns eine andere Einkehr suchen müssen. Aber auch dieser Zufall erweist sich im Nachhinein als absoluter Glücksgriff und so verschlägt es uns in den Gasthof „Alpenrose“ am Ortseingang (oder -ausgang, je nachdem von welcher Seite man kommt) von Hinterhornbach. Obwohl die Internetbewertungen des Gasthofes sehr gemischt sind, sei vorweg schon gleich erwähnt, dass sich ein Besuch in der „Alpenrose“ auf jeden Fall rentiert, nicht nur wegen des wirklich sehr guten Essens, sondern auch wegen der zugegebenermaßen etwas eigenwilligen Art der Bedienung im Umgang mit den Gästen, was uns einen ziemlich erheiterten Abend beschert hat, aber mehr wird jetzt nicht verraten, am besten selbst vorbeischauen!

 

Niko Fischer

Abendspitze Seniorentour

Aufgrund des schlechten Dienstagswetters diesmal am Mittwoch bei schöner Sonne. Von Rauth aus führt der Weg direkt steil aber schön durch den Wald hoch, bis nach knapp 2 Stunden die Raaz Alm erreicht ist. Hier weitet sich der Blick auf Almwiesen und unser Gipfelziel wird sichtbar. Einige Teilnehmer waren hier etwas verspätet, da die ersten Steinpilze und Pfifferlinge gesammelt werden mussten. Ein Bergpfad führt von hier zuerst auf einen Sattel und dann über den breiten Grat in 45 Minuten zum Gipfel. Die klare Luft bescherte uns eine traumhafte Aussicht, die weit in die Lechtaler und ins Alpenvorland reicht. Höhere Berge waren vom gestrigen Schlechtwettereinbruch leicht weiß gepudert. Nach ausgiebiger Rast dann Abstieg zur Ehenbichler Alm mit Brotzeit und Getränken. Der Abstieg zurück zum Auto verging dann wie im Flug.

Wetter: Sonnig, leichter kalter Wind
Einkehr: Ehenbichler Alm
Teilnehmer: 12
Organisation: Jürgen Kuhns

Wegrichten am 05.08.2020

Nachdem es in Zeiten von Corona lange Zeit nicht gestattet war, gemeinschaftliche Aktivitäten durchzuführen, wurden die Wege auf Kenzenkopf, Grubenkopf, Kessel und Hirschwangalm im Frühjahr von Einzelpersonen entsprechend repariert und von Sturmholz befreit.  Jetzt, wo es uns wieder erlaubt war, trafen sich 5 fleißige Helfer am Kenzenparkplatz, um den Wegabschnitt unterhalb des Buchinger Rossstalls in Arbeit zu nehmen.

Hier waren die Hauptarbeiten, Rinnen zu graben, damit anfallendes Wasser den Weg möglichst schnell wieder verlässt, reinragende Bäume und Äste zu entfernen, im oberen Teil wurde der Weg vollständig ausgemäht und im Rossstall wurden einige Stufen eingebaut.

Im Anschluss gab es noch eine „gscheide Brotzeit z`Keaze“.

Vielen Dank an die Helfer Timo Heinzinger

Familienwochenende auf der Feldernalm

Vom 24.07. bis zum 26.07. konnten wir mit mehreren Familien die Feldernalm für uns erobern und genießen. Neben den üblichen Spielen rund um die Hütte, war dieses Mal eine Wanderung zum alten Stollen auf dem Programm. Der Großteil der Gruppe war mutig genug um mit Stirnlampen ausgestattet die Länge des Stollens zu erkunden. Ein großes Abenteuer!! Zum Glück war das Wetter gut genug für ein anschließendes Bad in den Gumpen. Super kalt, aber erfrischend.

Die Feldernalm war wie immer ein voller Erfolg für Groß und Klein!!

27. Juni – 4. Juli 2020: Schweizer Alpenüberquerung vom Bodensee zum Lago Maggiore

Man kann sich ja so einiges antun als Wanderer in den Bergen, da gibt es Tagestouren und Zweitagestouren oder auch einmal ein verlängertes Wochenende, was aber ein richtiger Bergwanderer ist, der sollte zumindest schon einmal eine einwöchige Durchquerung gemacht haben, nicht zuletzt, um auch einmal die Erfahrung gemacht zu haben, was es bedeutet, eine Woche ohne großen Koffer oder sonstiges Gepäck und ohne den Luxus, den man von zuhause gewöhnt ist, auszukommen. Muss man doch alles, was man in dieser Woche braucht, mehr oder weniger ständig auf dem Rücken mittragen. Das hört sich für die meisten Leute jetzt erstmal nicht gerade einladend an, zumal man auf einer einwöchigen Tour neben den sonstigen Entbehrungen auch der körperlichen Hygiene nicht in dem Maße frönen kann, wie man es vielleicht sonst so tut (Beim Ein oder Anderen machts vielleicht nicht mal den großen Unterschied…[Anm. d. Verf.]). Was liegt da also näher, einmal die Alpen zu Fuß zu überqueren? Alpenüberquerungen sind ja bereits seit Erschließung des Europäischen Weitwanderwegenetzes in den 1970er Jahren, zu denen auch z.B. der E5 (Konstanz-Verona) mit seiner beliebten Teiletappe Oberstdorf-Meran, gehört, bekannt und beliebt. In letzter Zeit jedoch lässt sich ein Trend bei Bergwanderern und Bergsteigern feststellen, der immer mehr in die Richtung Weitwandern von Hütte zu Hütte geht, was ja an der Frequentierung des sog. „E5“ leicht ersichtlich ist. Naja, wenn man sich also vornimmt, eine Alpenüberquerung zu starten, dann würde ich persönlich davon abraten, eine der bekannten und stark frequentierten Routen, von denen es ja einige gibt (Oberstdorf-Meran, München-Venedig, Watzmann-Drei Zinnen, usw.) zu wählen und stattdessen mal eine Alternative auszuprobieren. Theoretisch gibt es ja unzählige Wege, auf denen man die Alpen überqueren kann und wenn man sich mal was anderes überlegt, hat man auf der einen Seite die schöne Herausforderung, eine noch wenig begangene Route zu planen, immerhin soll die Unternehmung ja innerhalb einer Woche zu machen sein, und auf der anderen Seite hat das ganze noch einen recht abenteuerlichen Charakter, ersten wegen der teilweisen Einsamkeit unterwegs, und vor allem aber, weil man nicht weiß, was in dieser Woche alles auf einen zukommt. Und so entschließen wir uns, die Alpen auf Schweizer Boden, nämlich ausgehend vom Bodensee mit Endziel Lago Maggiore, der beinahe jeden Tag vor unserem geistigen Auge schwebt, zu überqueren. Bereits in der Planungsphase im Frühjahr 2020 ist für uns klar, dass wir uns da auf ein ziemliches Abenteuer einlassen werden. Neben der Planung der einzelnen Tagesetappen und der Reservierung aller Unterkünfte (Hotels, Pensionen und SAC-Hütten) einschließlich unseres zweitägigen Aufenthaltes am Lago Maggiore, kommt noch die Organisation der Logistik dazu. Wer nämlich glaubt, die Alpen in einer Woche komplett zu Fuß überqueren zu können, den muss ich hier leider gleich mal herb enttäuschen (außer es handelt sich um ein ausgesprochenes Konditionswunder). Die Überquerung Bodensee-Lago Maggiore, genauso wie alle anderen einwöchigen Alpenüberquerungen, beinhaltet eine ganze Reihe von Taxi-, Bus- und Zug-, ja sogar Seilbahnfahrten, weil das Pensum wie gesagt innerhalb einer Woche schlicht und ergreifend nicht machbar ist. Die Alpen sind halt doch a bissl weitläufiger als unsere Ammergauer. Aber jetzt mal der Reihe nach:

Noch bevor es für uns sechs (Hans und Brigitte, Michaela, Steffi und Evi, Niko) am Samstag, den 27. Juni 2020 losgeht, fängt das Abenteuer daheim schon an. Nach mehreren Vorbesprechungen und langen abendlichen Telefongesprächen muss nun entschieden werden, was nehm ich denn alles mit und was brauchts überhaupt net, soll doch das Rucksackgewicht die Schallmauer von 15kg nicht durchbrechen. Am Ende läufts dann wie immer darauf raus, dass man sich sagt: „So, was i jetzt dabei hab, hab i dabei und was i net dabei hab, des brauch i auch net“. Gott sei Dank haben die Mädels noch jede Menge Schnaps und Dosensekt bis mitten in die Schweiz geschleppt, wie hätten wir sonst unsere Tageserfolge feiern sollen? Wir lassen uns also von unserem Privatchauffeur Albert am Samstagmorgen von Steingaden über Bregenz nach Feldkirch im Rheintal bringen, genauer gesagt nach Frümsen, um dort mit der Staubernbahn (da ist sie schon, unsere erste Seilbahnfahrt, und wir sind noch nicht einen Meter zu Fuß gegangen!), auf den gleichnamigen Gipfel (1745m) zu fahren. Von dort geht es immer auf dem Höhenrücken des Furgglenfirstes (1900m) und des Saxer Firsts (2150m) entlang in leichtem Auf und Ab zum Mutschensattel (2098m) mit prächtigen Ausblicken über das ganze Rheintal hinweg und bis hinaus zum Bodensee, der, wenigstens auf dem Papier, unseren Startpunkt markiert. Auf der Westseite drüben schaut der Säntis mit seiner riesigen Antennenanlage herüber. Nach einem kurzen Abstecher auf den Mutschen (2122m, wenn da schon ein Gipfel genau neben dem Weg steht, dann nehm mer den au mit…) geht’s hinunter zur Teselalp (1433m), wo wir schon unser erstes Gewitter abwarten müssen. Auf dem Weg von Steingaden nach Feldkirch, fällt mir grade ein, hat es in einer Tour geschifft und zwar nicht wenig, so dass wir schon die schlimmsten Befürchtungen hatten, die haben sich aber dann Gott sei Dank nicht bewahrheitet. Nun ist es nicht mehr weit bis zu unserer ersten Unterkunft in Schönenboden (1103m), dem Zimmer & z´Morgä, was soviel bedeutet, wie die Schweizer Übersetzung von Bed & Breakfast. Ja, die Schweizer haben halt no Ihren Nationalstolz, gell. Übrigens darf gleich hier noch erwähnt werden, dass wir wirklich Glück hatten mit unseren Unterkünften, die ausnahmslos toll geführt waren, wahnsinnig freundliche Besitzer bzw. Personal hatten, so wie alle Schweizer, die wir in dieser Woche getroffen haben, und allesamt mit echten kulinarischen Highlights aufwarten konnten, und das lag nicht an unseren bis auf Null heruntergeschraubten Ansprüchen an diese Woche! Nach unserer ersten geruhsamen Nacht auf Schweizer Boden geht’s am zweiten Tag gleich nach dem Frühstück und einem kurzen Transfer durch unseren Herbergsvater mit der Selunbahn (schon wieder ne Seilbahn, die zweite schon und das am zweiten Tag!!!) von Starkenbach auf die Alpe Selun (1578m). Diese Seilbahnfahrt sollte sich aber wirklich niemand entgehen lassen, ist die Bahn doch als Materialseilbahn für die oben auf der Alp gewonnene Milch konzipiert worden und erst nachträglich zur Personenbeförderung zugelassen worden. Dementsprechend abenteuerlich luftig mit viel freier Sicht nach allen Richtungen werden die 500 Höhenmeter auch überwunden. So was wäre bei uns hierzulande einfach undenkbar und man muss schon sagen, dass die Schweizer, ganz entgegen ihrem hiesigen Ruf doch mit einer gehörigen Portion Gelassenheit gesegnet sind, echt cool! Nachdem wir dann mit zwei Bergfahrten alle glücklich oben angekommen sind und auch sämtliche im Tal oder in der Bahn vergessenen Ausrüstungsgegenstände mit der dritten Fuhre heraufbefördert waren (ge, Steffi!), geht’s für uns in lieblichem Alpgelände immer unter den Churfirsten entlang über ausgedehnte Karrenfelder bis auf 1830m hinan, um unter dem Leistchamm, einem der Churfirstengipfel, nach Arvenbüel (1272m) abzusteigen. Dort kommt auch schon, einer sekundengenauen Punktlandung gleichend, unser Taxifahrer an, der uns äußerst herzlich empfängt und uns unter fortwährendem, sehr amüsantem Mitteilen fast seiner ganzen Lebensgeschichte zum bekannten Urnerboden fährt. Nur schad, dass die Lebensgeschichte so gut wie niemand (außer mir, ich saß am Beifahrersitz) mitbekommen hat, stellt sich doch bei solchen mittäglichen Taxifahrten nach anstrengendem Vormittag bei den Teilnehmern wie immer auf solchen Alpenüberquerungen eine ausgesprochene Mittagsmüdigkeit ein. Gut ausgeschlafen (bzw. um einige Stories reicher) kommen wir also in dem kleinen Bergdorf im Kanton Uri an, um dort mit der Gondel (jetzt reichts aber, das ist schon die zweite am selben Tag, insgesamt die dritte!!!) zum Fisetenpass (2033m) hochzufahren. Da unser Taxifahrer bestens mit dem Seilbahnwärter bekannt ist, handelt er auch gleich noch einen Sondertarif für uns aus und wir verabschieden uns voneinander, als wären wir gerade einen Monat gemeinsam unterwegs gewesen, derweil waren es gerademal eineinhalb Stunden. Nein, unser Taxifahrer war echt der netteste und lustigste Mensch, den man sich vorstellen kann, man hat es ihm förmlich angesehn, dass er seinen Beruf liebt, er war ja auch schon weit jenseits des Rentenbescheids. Vom Fisetenpass geht es in ansprechendem Gelände durchs Fiseten-Hochtal und um den NO-Grat des Rotstockes herum hinauf zur Claridenhütte (2451m). Ab dort, bzw. schon einige hundert Meter vorher haben wir zum ersten Mal Schneekontakt, es ist ja auch noch recht früh im Sommer. Vielleicht noch ein paar Worte zum Wetter: Nach dem sommerlichen Gewitterintermezzo am Nachmittag des ersten Tages erwartet uns ein weiterer Sommertag, an dem ab dem Spätnachmittag Gewitter angesagt sind. Da wir ab ca. 2200m auf dem Anstieg zur Claridenhütte im Nebel unterwegs sind, ist die Stimmung hin und wieder etwas mulmig, da man ja nicht sieht, was da oben wettertechnisch auf einen zukommt, aber wir haben Glück und erreichen die Hütte im Trockenen. Hier kommt jetzt endlich der Dosensekt zum Einsatz, da die Mädels beschlossen haben, dass sie ihn nicht wieder nach Hause tragen wollen. Für den Abend waren wie gesagt Gewitter angesagt, die dann über Nacht und den gesamten darauffolgenden Montag in Dauerregen übergehn sollten, so zumindest die Vorhersage. Nach einer kleinen abendlichen Erkundungstour meinerseits bis zum Gletscherrand des Claridenfirnes, um einen Überblick übers Gelände zu bekommen, falls die Sicht am nächsten Tag eingeschränkt sein sollte, hat es dann auch angefangen zu regnen und zwar gscheit. Das macht uns aber nichts, denn wir sitzen vor dem Kaminfeuer der Claridenhütte und lassen uns von der Hüttenwirtin Angi Ruggiero und ihrem Mann (oder jüngerem Lebensgefährten, wir haben das genaue Beziehungsverhältnis nie erfahren…) bei vegetarischem Abendessen, was auch für eingefleischte Fleischfresser ein Vergnügen war, und Rotwein verwöhnen. Wir waren außer einer Viererschaft an Einheimischen die einzigen Gäste auf der SAC-Hütte, dementsprechend exklusiv war auch die Behandlung und man muss schon sagen der ganze Abend. Auch auf SAC-Hütten ist dann irgendwann mal Hüttenschluss, da uns der Rotwein aber so gut geschmeckt hat, hat uns der nette Wirt gleich noch eine Flasche mit ins Bettenlager gegeben. Ja wo gibt’s denn so was? Ich selbst habe das auf einer AV-Hütte auch noch nicht erlebt, aber die Antwort ist: Auf der Claridenhütte, da gibt’s sowas! So konnten wir den Abend dann vergnügt zu sechst bei Hans und Brigitte im Bett ausklingen lassen. Als wir dann am dritten Tag morgens aus dem Hüttenfenster geschaut haben, ist uns das Lachen allerdings vergangen, wenigstens vorübergehend: Nebel und Dauerregen, und das auch noch an dem Tag, an dem die Gletscherüberquerung auf dem Programm steht (der geneigte Leser merkt: Grödeln oder Steigeisen gehören bei dieser Alpenüberquerung ohne Diskussion zur Grundausstattung!) Zum Glück ist die dritte Tagesetappe von der zu überwindenden Strecke her relativ kurz, es handelt sich um einen Übergang über den Claridenfirn auf mäßig geneigtem Gletschergelände hinauf zum Claridenpass (2942m) und am größten Windkolk der Alpen vorbei zur Planurahütte (2940m), einer einsam auf einem Felseiland inmitten der riesigen Gletscherflächen von Claridenfirn, Sandfirn und Hüfifirn gelegenen SAC-Hütte. So können wir den Vormittag noch abwarten, bevor wir dann nach einem zweiten Frühstück mittags doch endlich aufbrechen müssen, auch wenn der Regen noch nicht wirklich nachgelassen hat. Im Gegenteil, nachdem wir den Gletscher betreten haben, gings mit dem Regen erst so richtig los. Das war auch das erste Mal, dass ich bei stundenlangem Platzregen auf einem Gletscher unterwegs war. Auf ca. 2900m geht der Regen langsam in Schnee über und die Sicht bis zum Erreichen des Claridenpasses war praktisch gleich Null, was eine gehörige Portion Orientierungssinn und Gespür fürs Gelände verlangt hat. Wie ein paar begossene Pudel standen wir dann oben auf der Passhöhe, als plötzlich das absolut Unerwartete passiert: Es reisst auf, die Wolken verfliegen innerhalb weniger Minuten und wir haben den gigantischsten Fernblick über die zig Quadratkilometer überspannende Gletscherwelt, den man sich vorstellen kann. Umrahmt von Dreitausendern stehen wir da und schauen und staunen. Da viele von uns zum ersten Mal zu Fuß auf einem Gletscher unterwegs waren, war die Begeisterung natürlich riesig! Wer denkt da auch schon an so Nebensächlichkeiten wie Sonnencreme? Das Ergebnis unserer Nachlässigkeit konnten wir dann am nächsten Morgen beim Frühstückstisch im Gesicht des Sitznachbarn förmlich ergreifen. Noch ein Wort zur Gletscherszenerie dort oben: Obwohl die umgebenden Gipfel „nur“ ca. 3300m hoch sind (außer dem direkt benachbarten Tödi (3614m)), dehnen sich die Gletscherflächen dort oben auf Hochplateaus, die auf gerademal 2500m liegen aus und die Gletscherzungen reichen teilweise bis 1900m herunter. Dies gibt der Szenerie einen dementsprechend hochalpinen Charakter, der auch ganz real vorhanden ist. Auf der Planurahütte wähnt man sich, wenigstens im Frühsommer, wenn der Altschnee die Gletscher noch meterdick bedeckt, in einem Gelände, das vom alpinen Charakter eher den Westalpen zuzuordnen ist, als den Ostalpen. Das liegt vor allem an den sehr hohen Jahresniederschlägen, die die Region abbekommt, und die hier oben doch noch zumeist als Schnee fallen, da von Westen keine größeren Hindernisse die Niederschlagsfracht der Wetterfronten aufhalten könnten. Nach einem weiteren exklusiven Hüttenabend bei „unserer“ Wirtin Silvia Blatter, einer ausgesprochenen Alpinistin und Bergwachtlerin, der wir noch die Post von der Claridenhütte überreichen durften, geht’s am vierten Tag, ab jetzt wieder bei strahlendem Sonnenschein, über den Sandfirn hinunter zum Sandpass (2780m). Zuvor jedoch lassen wir es uns jedoch nicht nehmen, den 3036m hohen Piz Cazarauls, sozusagen der Hüttenberg der Planurahütte, zu besteigen, einem Gipfel, der nach Übergang vom Gletscher auf einen Felsrücken mit leichter Kletterei am Blockgrat unschwer in ca. 1 h zu erreichen ist. Gleichzeitig der höchste Punkt der gesamten Alpenüberquerung. Ein Dreitausender ist also auch mit dabei! Der Abstieg vom Sandpass, direkt unter den Wandfluchten des Tödi (oder besser gesagt dessen Nebengipfel, des Chli Tödi) gelegen, gestaltet sich orientierungstechnisch zunächst anspruchsvoll, muss man doch die richtige Stelle am Grat, von der aus man ins Val Russein hinabsteigt, erstmal finden. Man sieht, hier handelt es sich nicht um eine durchweg markierte Bergwandererautobahn, auf der man sozusagen nur den Füßen des Vordermannes folgen muss. Ganz im Gegenteil: Nachdem wir uns bei der „Silv“ von der Planurahütte verabschiedet hatten und in die weite Gletschereinsamkeit aufgebrochen waren, haben wir den restlichen Tag bis hinunter ins Tal keine Menschenseele mehr gesehen, geschweige denn getroffen. Im Frühsommer macht das Val Russein, durch das wir den restlichen Tag bis nach Cumpadials (961m) im Tal des Vorderrheins absteigen, einen besonders imposanten Eindruck, vor allem durch die endlos scheinenden Alpenrosenhänge und die überall zusammenfließenden Schmelzwasserbäche, die desöfteren überquert werden müssen. Nach einem langen Tag nehmen wir noch die Matterhorn-Gotthard-Bahn (diesmal ein Zug, keine Seilbahn), um die restlichen paar Kilometer von unserem kleinen Bergdorf Cumpadials bis zum Hotel Cresta in Dieni nahe dem Oberalppass zu überwinden. Aber halt amal, soweit isses gar nicht gekommen, dass wir den Zug hätten nehmen müssen. Da hat uns doch glatt ein selbstloser Schweizer sein bestelltes Taxi überlassen, damit wir gleich zu unserer Unterkunft losfahren können, während er dann den Zug genommen hat. Da könnte sich mancher Zeitgenosse in unseren Gefilden mal eine Scheibe davon abschneiden. Obwohl uns die Situation schon fast unangenehm war (und ich als einziger auch schon eine Fahrkarte am Automaten erstanden hatte, die ich noch bei e-bay verscheppern muss) haben wir das Angebot doch dankend angenommen und uns alsbald im Hotel einquartiert. Dort nimmt sich der Hotelbesitzer auch noch fast den ganzen Abend Zeit, um sich nach dem sehr guten Abendessen zu uns an den Tisch zu setzen und aus dem Nähkästchen zu plaudern. Inzwischen haben wir uns auch schon an die Schweizer Bierpreise gewöhnt (weils eh scho Wurst is) und uns noch so einige Halbe (oder besser: 0,58) gegönnt. Der Abend ist zugleich leider schon der letzte Abend für Steffi und Evi, die bereits im Vorfeld schon beschlossen haben, Ihre Familien nicht zu lange im Stich lassen zu wollen und so wird es am Morgen des fünften Tages scho ein recht schwerer Abschied von den beiden am Bahnhof von Dieni, wo wir zu viert weiterfahren zum Oberalppass (2044m) und die beiden in die andere Richtung nach Chur. Die einhellige Meinung darüber bei unserem ersten Wiedersehn in der Heimat war jedenfalls: Des mach mer so nimmer, nächstes Mal simmer auf alle Fälle voll dabei! (Sorry, liebe daheimgebliebenen Familienväter, aber bis dahin sind die Kinder ja auch scho a Stückl größer…) Uns kommt es in den ersten Stunden unseres weiteren Weges, der uns an der Rheinquelle vorbei zur Maighelshütte (2313m) führt, auch sehr komisch vor, jetzt auf einmal nur noch zu viert rumzulaufen, da hat einfach „irgendwas“ gefehlt. Der Rhein entspringt dort im Lai da Tuma (2344m), oder besser gesagt, dieser See wurde offiziell als „Rheinquelle“ definiert. Nach unserem Klamottenshopping und kurzer Einkehr in der Maighelshütte (es gab dort so schöne Hütten-T-shirts!), haben wir der dortigen Wirtin noch die Post von der „Silv“ von der Planurahütte übergeben (wir hätten in der Woche bald der Schweizer Bundespost Konkurrenz gemacht), und machen uns auf ins hinterste Val Maighels, wo uns am Talschluss ein steiler Aufstieg über Altschneefelder erwartet. Auch an diesem Tag treffen wir nach Verlassen der Maighelshütte bis kurz vor unserer nächsten Unterkunft, der Cadlimohütte (2570m), keine Menschenseele. Der Abstieg vom Passo Bornengo (2630m), der den Talschluss des Val Maighels markiert, hinunter Richtung Süden verlangt uns noch einige Konzentration beim Gehen mit den Grödeln in sehr steilem Altschnee ab, da das Gelände recht abschüssig über einer größeren Geländekante verläuft. Obwohl die Cadlimohütte nicht viel tiefer als der Passo Bornengo liegt, zieht sich der Weg dorthin durch große Gegenansteige ganz schön in die Länge und zum ersten Mal in dieser Woche macht sich so ein „Leck-mich-am-Arsch-ich-bin-fix-und-fertig-Gefühl“ in unserer nun stark dezimierten Gruppe breit, aber das ist ganz normal. Irgendwann innerhalb einer einwöchigen Alpenüberquerung ist immer mal ein Tiefpunkt erreicht, und der kommt meistens am fünften Tag, weil man ja doch schon fünf Tage pausenlos am Bergsteigen ist und das Ziel immer noch nicht in greifbarer Nähe. Dieses Gefühl verschwindet aber dann recht schnell wieder mit jedem Meter, den man in Richtung Süden kommt, weil erstens das Ziel doch näher rückt und sich zweitens so ein südliches Flair breit macht, das bei allen dieses schöne Gefühl von Urlaub erweckt. Hier auf der Cadlimohütte isses dann soweit mit dem südlichen Flair, der uns von der Gotthardautobahn im Tal von Airolo herauf schon entgegenweht. Der Sprachwechsel von Schweizerdeutsch nach Italienisch hier oben am Passo Bornengo tut natürlich sein Übriges dazu. Zur großen Verwunderung aller Gäste tummeln sich hier oben auf der Cadlimohütte ganze Heerscharen von Steinböcken, die sich auch sehr fotogen direkt vor der Hütte auf einem Felsen ablichten lassen. Der Zauber dieses Naturspektakels konnte von uns doch recht bald „entzaubert“ werden, nachdem wir festgestellt hatten, dass der Hüttenwirt dort oben auf dem Felsen einen Salzleckstein installiert hat. Aber trotzdem: Steinböcke aus solcher Nähe beobachten zu können, das ist schon imposant, egal ob mit Salzleckstein oder ohne. Auf der Cadlimohütte macht sich dann zum ersten mal wieder ein Zivilisationsgefühl breit, da dort schon wieder mehr los ist, vor allem durch italienische Tagestouristen, die von Airolo her aufsteigen. Dennoch haben wir ein Lager für uns allein und auch der weitere Weg hinunter zum Lago Ritom (1850m) gestaltet sich am Vormittag des sechsten Tages recht einsam, um nicht zu sagen völlig menschenleer. Der Weg bringt uns vorbei an vier wunderschön gelegenen Seen (Lago di Dentro, Lago Scuro, Laghetti di Taneda, Lago di Tom) zum Lago Ritóm, daher der Name Fünfseen-Abstieg. Unweit dessen Ufer ist die Gipfelstation der Standseilbahn Piora(1794m)-Piotta(1010m), die wir nutzen, um die knapp 800 Höhenmeter ins Tal von Airolo zu überwinden (die vierte Seilbahn, diesmal wenigstens nur bergab!). Wer noch nie mit einer Standseilbahn unterwegs war, der sei gleich hier schon mal gewarnt: Höhenängstliche können diese Seilbahn nur mit verbundenen Augen benutzen! Obwohl die objektiven Gefahren bei einer „normalen“ Seilbahn sicherlich vergleichbar, wenn nicht sogar größer sind, kommt es einem in diesem schrägen Kasten so vor, als ob die ganze Geschichte gleich mitsamt den Insassen auf den ca. 60° steilen Gleisen ungebremst ins Tal rumpelt (so war wenigstens mein Eindruck). Trotz allem hat uns die Schaffnerin aber sicher ins Tal befördert, wo wir dank der Gotthardautobahn, die man zu Fuß überqueren muss, gleich mal den ersten gescheiten Zivilisationsschock bekommen (es gibt natürlich einen Fußgängerüberweg!). Nach einer 20-minütigen Busfahrt geht’s auf der anderen Talseite von Rodi mit der Seilbahn zum Lago Tremorgio (1850m) hinauf (des is jetzt schon die fünfte Seilbahn in einer Woche, soviel bin ich in den letzten 10 Jahren zusammengenommen net mit ner Seilbahn gefahren, ohne Scheiß!). Nachdem wir das Angebot der öffentlichen Tessiner Transportmittel im Airolotal nun vollends ausgeschöpft haben, hat uns die Natur wieder: Eine kurze Mittagseinkehr hoch über dem Ufer des Lago Tremorgio, der kreisrund wie ein türkisblauer Farbfleck in einem dunkelgrünen, waldgesäumten Talkessel liegt, lässt ab hier jetzt richtig die Urlaubsstimmung am Lago Maggiore aufkommen. Der weitere Weg führt uns über die Alpe Campolungo (2086m) zum gleichnamigen Pass auf 2318m. Kurz vor dem Pass begegnet uns noch eine interessante geologische Formation: Zwischen dem hier üblicherweise immer noch vorliegenden Zentralgestein (Granit, Quarz, Glimmerschiefer) hat sich eine gewaltige Kalkschicht eingeschoben, die unterhalb des Passo Campolungo aufgefaltet wurde und offen da liegt. Man spürt hier sozusagen schon die Nähe der südlichen Kalkalpen. In dieser Formation finden wir neben großen einkristallinen Gipskristallen noch so manch andere geologische Rarität. Auf der drübigen Seite des Passes geht es dann beständig hinab Richtung Valle Maggia. Da es die Zeit erlaubt, genießen wir auf einem Almboden noch die volle Nachmittagssonne bei einem ausgedehnten Nickerchen, um uns dann endgültig dem letzten Teilabschnitt dieser Alpenüberquerung, dem Abstieg nach Fusio (1281m), dem letzten Bergdorf im hintersten Valle Maggia zu widmen. Der sechste und zugleich letzte Tag kommt uns, nachdem wir am Nachmittag gegen 17 Uhr unten ankommen einfach nur ewig lang und wunderschön vor, als wären es schon mehrere Tage her, dass wir auf der Cadlimohütte morgens gestartet sind. Aufgrund der freudigen Erwartung unseres zweitägigen Aufenthaltes im südlichen Flair an den Ufern des Lago Maggiore hört man von keinem aus der Gruppe auch nur die leiseste Andeutung von Erschöpfung. Alle sind immer noch topfit. Manche lehnen sich sogar soweit aus dem Fenster, zu behaupten, sie könnten jetzt ohne Probleme noch eine Woche so weitermachen. Des sollt mer echt mal probieren, wer weiß, des würd bestimmt auch noch gehn! Wir schlendern noch eine kurze Weile durch unser Bergdorf Fusio und lassen es uns bei unserer ersten „Caprese“ (=Tomate-Mozzarella-Basilikum) in einer kleinen Wirtschaft gut gehen. Es dauert nicht mehr lang, da kommt auch schon unser Privatchauffeur aus der Heimat, der mit uns noch die restlichen zwei tage am See verbringt. Herzlichen Dank, Markus, dassd extra wegen uns noch drei Tage Urlaub genommen hast! Und was hat er dabei? Einen Kasten Aktien Hell! Da war die Welt dann vollends in Ordnung, au wenn´s bloß 0,33er waren! Von hier ist es noch ein Katzensprung zum Lago (es sind zwar immer noch 40km, was einem mehrtägigen Fußmarsch durchs Gebirge entsprechen würde), aber der Audi A6 überwindet die kurvige Bergstrecke hinunter nach Locarno in wenigen Minuten (so kommt es uns wenigstens vor) und wir beziehen am Abend glücklich und zufrieden unsere letzte Unterkunft, die Dachwohnung incl. Dachterasse der Villa Costantina, einer alten Villa mit riesigem Garten mitten im Ortskern von Cannobio am italienischen Ufer des Lago Maggiore. Auch diese Unterkunft erwies sich wiedermal als absoluter Glücksgriff, schon allein von der Lage her, aber auch und vor allem von Ihrer Gastfreundlichkeit. Wir hatten echtes Glück, die Unterkunft so einfach ein paar Wochen vorher noch zu bekommen, da diese in Jahren, wo die Touristen normal unterwegs sein können, zwei Jahre im Voraus schon ausgebucht ist. Da die Freizeitmöglichkeiten am Lago Maggiore ja schier unbegrenzt sind, ist es uns in den zwei Tagen natürlich auch nie langweilig geworden. Wir sind gleich am nächsten Tag wieder aufn Berg (kein Witz!). Aber auch die Blumenliebhaber und Baderatten sind am See und in den botanischen Gärten auf seinen Inseln auf ihre Kosten gekommen, ganz zu schweigen von den kulinarischen Höhenflügen!

Abschließend kann wirklich nur noch gesagt werden, dass es Alles in Allem eine saumäßig gelungene Unternehmung geworden ist, sowohl von der abenteuerlichen Seite, als auch von der sportlichen Seite und vor allem von der geselligen Seite. Eine solche Unternehmung steht und fällt mit der Gruppe, die zusammen unterwegs ist und man kann sagen, dass wir es besser nicht hätten treffen können! Als das besonderste Lob hab ich es angesehn, als manche aus der Gruppe sagten, es sei der schönste Urlaub gewesen, den sie bisher zusammen verbracht haben (da frag ich mich: wo warts ihr bisher im Urlaub?!?), nee Schmarrn, Spass bei Seite. Es war, das kann man ohne zu zögern behaupten, eine der schönsten Touren, die ich in der Ortsgruppe Steingaden bisher organisiert habe und auch eine der schönsten Urlaubswochen für mich persönlich. Herzlichen Dank dafür!

 

Niko Fischer