Auf der Sonnenseite des Virgentals
Bei bestem Bergsteigerwetter brachen wir Ende August frühmorgens als siebenköpfige Gruppe unter Führung von Georg Degle nach Matrei in Osttirol auf. Von dort ging es zu Fuß vorbei an wunderschönen, mit Blumen geschmückten Häusern, über einen schattigen Steig hinauf zum Strumerhof (1445m). Bei unserer Einkehr genossen wir nicht nur kulinarisch Ungewöhnliches, wie Unkrautsuppe, Tomatensuppe mit essbaren Löffeln oder Zirbensaftschorle, sondern auch die herrliche Aussicht auf Matrei und die umliegenden Berge. Über den Waldlehrpfad im Zedlacher Paradies stiegen wir beeindruckt von bizzaren, alten Lärchen ab.
Ziel des zweiten Tages war die Nilljochhütte (1975m), die wir nach ca. 1.300 Höhenmetern erreichen sollten. Auf abwechslungsreichen Wegen kamen wir anfangs gut voran, bis uns der Weiterweg, durch Windwurf und Lawinenabgang versperrt, zunächst unmöglich erschien. Dank der Erfahrung eines Wegewarts und unseres Führers, sowie einer munteren Kraxelei über kreuz und quer liegende Bäume, haben wir es schließlich doch geschafft, so dass wir nach Besichtigung der Ruine Rabenstein das Gewitter zur Mittagszeit bereits im Gasthaus aussitzen konnten. Hier teilte sich die Gruppe kurzfristig. Während ein Teil die Fahrstraße wählte und sich mit Himbeeren und Erdbeeren vom Wegesrand verpflegte, erreichten die anderen das gemeinsame Ziel über die Gotschaunalm. Lage und Luxusausstattung (Dusche und Toilette auf dem Zimmer) der im kanadischen Blockhausstil gehaltenen Nilljochhütte haben uns alle total überrascht.
Der dritte Tag gestaltete sich als gemütliche Etappe auf dem gleichmäßig verlaufenden Liegstätten-Themenweg mit Blick auf die untenliegenden, kleinen Ortschaften. Der Abstieg führte uns durch die wilde Landschaft der Hell Maurach mit ihren Felsbröcken und höhlenartigen Durschschlüpfen zur Stabanthütte, die wegen ihrer Schlosstürmchen auch als „Schlössl“ bekannt ist. Wirtin Gabi heizte auch ohne Strom, die Atmosphäre an und sorgte durch ihre humorvollen Erlebnisberichte für einen unvergesslichen Abend, bei dem wir vor allem unsere Lachmuskeln trainierten.
Ein Gewitter in der Nacht mit anhaltendem Regen veranlasste uns am nächsten Morgen unsere Tour zu den Umballfällen ausfallen zu lassen und direkt den Heimweg anzutreten.
Wir danken Georg Degle für die Organisation und Durchführung dieser gelungenen Tour, die uns allen in bester Erinnerung bleiben wird und von deren Eindrücken wir hoffentlich lange zehren können. Zudem bedauern wir es sehr, dass dies zugleich auch seine Abschiedstour war, denn wir werden seine professionellen, mit Herz und Humor gestalteten Touren vermissen.